Nun bin ich wieder zu Hause in Wiesbaden. Meine Gedanken sind aber immer noch beim Wandern in dieser herrlichen Landschaft. Das tägliche Ritual des Rucksack packens, den täglichen Small Talk mit den Wirten oder Wirtinnen beim Aufbrechen, das 5-8 stündige Laufen täglich mit 14 Kilo auf dem Buckel, das Erkunden neuer Örtlichkeiten und die Suche nach einer adäquaten Bleibe für die Nacht, all das fehlt nun. Ich habe mich selten auf einer Wanderung so frei gefühlt. Manchmal auch richtig allein und verlassen, im positiven Sinne. Die Annapurna Runde, obwohl eine der bekanntesten Trekking Routen der Welt, ist an bestimmten Stellen immer noch einsam. Zumindest als ich dort war. Weiß nicht wie es zur Hauptsaison im Oktober/November ist. Voll wurde es bei mir lediglich während der 2 Übernachtungen vor dem Thorung La Pass, da dies der Flaschenhals des Treks ist und die Unterkunfts- und Routenwahl dort nur eingeschränkte Alternativen aufweist.
An meinem letzten Tag in Kathmandu habe ich mir weiteres Kartenmaterial für weitere Treks in Nepal besorgt. Bedeutet, eine weiteres Trekking in Nepal in absehbarer Zeit wäre nicht unrealistisch. Dann aber bevorzugt in Begleitung mit meiner Lebenspartnerin.
Statistik:
Gelaufene Kilometer auf dem Annapurna Circuit: 236,69km zu Fuß + 30km mit dem Bus
Niedrigster Punkt und gleichzeitig Startpunkt Besisahar: 734m
Höchster Punkt, Aussichtspunkt oberhalb des Thorung La: 5429m
Kosten: Ich habe weder gehungert, noch habe ich im Luxus geschwelgt, von daher kann man meine Kosten als relativen Durchschnitt ansehen. Pro Tag habe ich für Essen, Trinken, Schlafen 5000 Rupien geplant und bin damit sehr gut durchgekommen. Hatte am Ende sogar noch was übrig. 5000 Rupien sind aktuell 32€. Das mal 18 Tage sind die Rohkosten für die Wanderung = 544€. Dazu kommen noch eher vernachlässigbare Kosten für den Bus von Kathmandu und nach Pokhara am Anfang und Ende der Wanderung, etwa 10€ insgesamt. In Kathmandu und Pokhara kommen die Kosten für die Unterkunft auf das individuelle Bedürfnis des einzelnen an. Ich hatte mit durchschnittlich 50€ verhälnismäßig gute Hotels. Es geht auch für 10€ in gar nicht mal schlechten Unterkünften. Bei 8 Nächten in den Hotels waren das 400€ für mich. Für Essen und Trinken kommt man in den beiden Städten mit 3000 Rupien sehr gut über die Runden, also etwa 20€ pro Tag.
Der Flug von Pokhara nach Kathmandu hat 90€ gekostet.
Alles in allem hat diese Annapurna Umrundung mich etwa 1200€ gekostet, exklusive Flug nach und von Kathmandu. Für mich gut angelegtes Geld für ein solches, ein Monat dauerndes, Once-in-a-lifetime Erlebnis.
Für alle weiterhin Interessierten werde ich in den nächsten Wochen versuchen Bilder, Filme und Informationen zusammen zu fassen, um ein eingehenderes Resümee zu veröffentlichen. Bis dahin!
Sonntag, 13.April 2025
Ich schreibe, also habe ich den Flug von Pokhara nach Kathmandu überstanden. Buddha war gnädig mit mir und mir auch eine brillante Aussicht beschert.
Der Morgen in Pokhara war einfach phänomenal. Was gestern noch in Wolken lag war heute offen und sichtbar.
Hier in Thamel (Stadtteil von Kathmandu) ist die Hölle los. Der so schon irrsinnige Verkehr ist heute noch irrsinniger. Heute ist nepalesischer Jahreswechsel, mal sehen was noch kommt.
Morgen geht's heim. Ich bin ehrlich gesagt sehr traurig. Für mich könnte das Trekking weitergehen. Aber zu Hause freue ich mich auf den Menschen, den ich vermisst habe.
Kleiner Insider: Das Garuda Hotel in Thamel, das mit den roten Lampions jetzt, gibt es nicht mehr. Eines der ersten Hotels in Nepal hat geschlossen. Ich habe da mal gewohnt. An den Wänden hatten sich alle großen Bergsteiger verewigt. Eine Institution, auch bekannt aus Jon Krakauers "In eisige Höhen", hat dicht gemacht. Schade!
Samstag, 12.April 2025
Die Feierlichkeiten haben heute begonnen. Überall ist Livemusik und alle sind auf den Beinen. Pokhara scheint sowas wie die Hochburg der Neujahrsfeierlichkeiten zu sein.
Am Morgen gab es ein heftiges Gewitter, danach war die Luft klar und zum ersten Mal konnte ich die Bergwelt von meiner Hotelterrasse bewundern. Toll. Der Matchaputchare ist der Hausberg von Pokhara,
und einer der schönsten. Zudem gilt er als heilig und darf nicht bestiegen werden. Bisher konnte ich ihn auf meiner Wanderung nicht sehen, da er mit seinen „nur“ knapp 7000m zu klein ist.
Morgen werde ich Pokhara verlassen um nach Kathmandu zurückzukehren. Dort ist mein restliches Gepäck mit frischer Wäsche deponiert. Da ich mir die Rüttelfahrt mit dem Bus für 12 Stunden nicht antun wollte, habe ich mich zu einem Flug mit Buddha Air entschlossen. Für mich als Aviophobiker eine Herausforderung. Aber lieber 25 Minuten Grusel als 12 Stunden Tortur.
Freitag, 11.April 2025
Zur langsamen Entwöhnung vom Wandern habe ich heute eine längere Wanderung am See zu einigen Aussichtspunkten gemacht. Leider waren die Wolken zu dicht um die allseits bekannte Sicht auf die
Achttausender zu genießen. Stattdessen beschränkte sich der Blick auf Pokhara. Der Weg war überraschenderweise einsam. Es gab mehr Affen als Menschen zu sehen. Leider war die Atmosphäre am Ende bei
einem Dorf etwas komisch. Die Leute waren abweisend und zwei alkoholisierte Herren wurden dabei handgreiflich von mir Geld für die Durchquerung des Dorfes zu verlangen. Es handelte sich zwar nur um
100 Rupien, aber sowas mach ich nicht. Von daher bin ich umgekehrt. Die Affen waren mir ohnehin lieber als Idioten.
Heute Abend ist Shopping in Pokhara angesagt.
Donnerstag, 10.April 2025
Heute war Regeneration angesagt. Der Abstieg gestern hat mir schönen Muskelkater in Hüfte und Oberschenkeln beschert. Von daher ausgeschlafen und am Pool auf der Dachterrasse gelegen. Einen längeren Ausflug hab ich am schönen aber dreckigen Fewa Lake in Pokhara gemacht. Sehr schön. Besonders schön, dieses unter ironischen Aspekten, war der Funpark Disneyland Pokhara. Herrlich.Ob die Manager von Disney unter Corporate Identity diesen Park freigegeben haben weiß ich nicht.
Mittwoch, 9.April 2025
Heute der letzte Wandertag. 1300 Höhenmeter Abstieg durch sehr schönen tropischen Wald mit tausenden unterschiedlichen Vogelstimmen. Aber auch mit mehr touristischem Flair und tausenden unterschiedlichen Touristensprachen. Teilweise kamen mir Gruppen mit mehr als 20 Personen entgegen. War ungewöhnlich. Die letzte Hängebrücke, das letzte Teehaus, das letzte Namaste war schon komisch.
Am Ende kam ich in Nayapul an, wo der Annapurna Circuit endet. Ich hätte zwar schon vorher motorisiert abbrechen können, wollte aber bis zum offiziellen Ende laufen. Dort war sofort ein Bus und ich stieg ein. Nach 1 Kilometer Fahrt machte der Busfahrer erstmal 30 Minuten Pause. Busfahren in Nepal und ich werden keine Freunde. Nun bin ich in Pokhara. Ein nettes Städtchen am See. Erinnert ein wenig an den Flair der Khao San Road in den 2000ern. Mir gefällts.
Dienstag, 8.April 2025
Heute war der letzte Aufstieg der gesamten Wanderung. Der Weg war schöner als der gestrige. Er führte durch beschauliche Rhododendron Wälder. Leider ist die Wolkendecke ziemlich geschlossen, so dass man von den umliegenden Bergen nicht viel oder nichts erkennen kann. Neben dem heranziehenden Monsun liegt Wolkenbildung auch an Waldbränden in der Umgebung. Ich hatte selbst welche aus der Entfernung gesehen, zudem riecht es entsprechend. Meine letzte Wanderübernachting ist eine Hütte auf 2200m Höhe, das Machapuchare View guesthouse. Morgen heißt es nur noch 1000 Höhenmeter absteigen und an der Straße auf einen Bus warten. Dann hat mich die Zivilisation gänzlich wieder.